Spätestens seit gestern ist uns allen klar geworden, dass die aktuellen Einschränkungen noch sehr lange andauern werden. Auch wenn Geschäfte und Schulen nach und nach wieder öffnen dürfen, wird Social Distancing uns noch weiter begleiten. Und das wohl bis ein Impfstoff gefunden wurde. Das kann bekanntlich noch ein Jahr dauern. Vermutlich sind die Maßnahmen alle sinnvoll. Aber ein ganzes Jahr! Selbst wenn es nur ein halbes Jahr dauern würde, ist dies eigentlich kaum vorstellbar.
Singles in Zeiten von Social Distancing
Das trifft vor allem zwei Gesellschaftsgruppen: Die älteren Menschen, die allein oder in einem Heim leben, aber auch die Singles bis 65 Jahren, die nicht mehr zu Hause bei Mama wohnen oder in einer WG. Letztere Gruppe wird aktuell ganz gern auch mal vergessen in der öffentlichen Diskussion. Es wird vor allem darüber gesprochen, wie schwer es aktuell Senioren oder Familien haben, u.a. wegen der Kinderbetreuung, Home Office und Home Schooling. Und ja, das ist alles äußerst anstrengend und alles andere als eine einfache Situation.
Aber dabei darf man eines nicht vergessen: Jeder, der seine eigene Familie oder einen Partner hat, sitzt nicht alleine daheim, auch wenn es manche vielleicht sich gerade wünschen. Jeder dieser Menschen bekommt noch Umarmungen, körperliche Nähe. Hat Menschen neben sich sitzen, mit denen er sprechen, sich austauschen und lachen kann.
Liebe Familien, macht euch bewusst, was ihr eigentlich tolles habt und wie unglaublich reich ihr in diesen verrückten Zeiten seit!
Dem Single bleibt der hochgepriesene Videochat und das Lächeln der Supermarktkassiererin, das er dank der Masken wohl auch bald nicht mehr sehen wird. Und dabei weiß man doch, dass für Menschen körperliche Nähe essentiell ist. Aber wenn man nicht mehr die beste Freundin, den besten Kumpel mal drücken darf? Die Gesellschaft sollte die möglichen mentalen Folgen nicht unterschätzen. In München zum Beispiel sind über 40 Prozent Singlehaushalte – es ist also durchaus ein nicht ganz kleiner Teil der Gesellschaft betroffen. Das ständige Alleinsein, keinen realen Kontakt zu haben, kann zu Depressionen führen. Nach den ersten 3 Wochen dachte man noch, ach das wird schon. Aber jetzt, da ein Ende kaum noch absehbar ist…
Gegen diese gefühlte Leere, Kraftlosigkeit und den inneren Druck auf den Brustkorb, nützt auch Online- und Video-Dating nichts. Auch wenn die Portale genau das den Singles aktuell natürlich weiß machen wollen. Und es plötzlich als super gilt, dass man endlich Zeit habe, jemanden vor dem ersten Treffen wirklich kennenzulernen. Ähm ja…
Und bitte, bevor hier gute Ratschläge kommen: dieser Selbstoptimierungsmist und für was alles tolles man jetzt nicht endlich Zeit hätte – das sind doch nur Durchhalteparolen. Vielleicht funktioniert das für Workaholics, aber für die Normalos nicht. Und das Schlimmste: Ein Teil lässt sich davon auch noch zusätzlich unter Druck setzen und denkt sich, wenn er jetzt nichts an sich selbst optimiert oder tolles lernt, dann habe er versagt. Und das verstärkt das Gefühl der Kraftlosigkeit, der Traurigkeit…
Wie lange man Social Distancing aushält? Das wird individuell sehr unterschiedlich sein. Die ersten Folgen wird man bereits in ein paar Wochen sehen – hoffentlich sieht der Rest der Gesellschaft auch hin und bedenkt das mit!
Was können wir tun?
Singles sollten mindestens eine Person haben (dürfen), mit der sie sich regelmäßig treffen und diese auch mal in Arm nehmen (dürfen). EINE beste Corona-Freundin bzw. EIN bester Corona-Kumpel kann schon viel bewirken.
😍Seit der Pressekonferenz von Markus Söder eben (16.4.2020), ist es in Bayern nun auch endlich offiziell erlaubt, sich mit einer Person zu treffen, die nicht im selben Haushalt lebt 🥳